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Mit der Kraft von hinten schob sich in den frühen Nachkriegsjahren nicht nur der VW Käfer in den Verkaufscharts nach vorn, auch die französische Régie Renault vertraute damals erfolgreich auf die Kombination von Heckmotor und Hinterradantrieb. Verpackt in verführerische Formen trafen kompakte Viertürer à la Renault 4 CV und Dauphine in den 1950ern den globalen Geschmack von Japan bis Nordamerika, so dass für die Marke mit dem Rhombus feststand: Genau mit diesem Antriebslayout sollte auch der 1962 vorgestellte Renault 8 gegen Opel Kadett, Ford Taunus 12M, Fiat 1100 oder Simca 1000 reüssieren.
Große Marken haben für gewöhnlich auch eine große Geschichte. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Halter eines oder mehrerer neuer Aston Martin oder Lamborghini auch einen oder eben mehrere historische Modelle besitzt. Und wenn der Oldie mal liegenbleibt und aufgesammelt werden muss oder einfach nicht auf eigener Achse über eine große Distanz transportiert werden soll, musste früher ein fremdes Fabrikat als Zugfahrzeug herhalten.
Die dunklen Wolken der Weltwirtschaftskrise schwebten 1932 drohend über dem Pariser Automobilsalon, dem global wichtigsten Laufsteg für Luxusmodelle. Peugeot hatte der Krise bisher mit dem Kleinwagen 201 getrotzt, jetzt aber sollte das wagemutige Konzept des größeren 301 die Kassen füllen. Unter der Devise „stilvoll sparen, aber mit cleveren Ideen neue Haute-Couture-Trends setzen“ kombinierte das Kompaktklassemodell technische Innovationen aus dem 201, wie die vordere Einzelradaufhängung, mit einer damals einzigartigen Karosserievielfalt.
1982: Schon der im Vorjahr lancierte 5er (E28) war seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich und nun auch noch der 3er, das dynamische Herzstück der blauweißen Marke. Stardesigner Claus Luthe hatte die zweite 3er-Generation lediglich in etwas weichere, kompaktere Konturen gekleidet, dies mit flacher Front, aus der im Unterschied zur abgelösten Baureihe E21 stets markante Doppelscheinwerfer strahlten. Wichtiger war die verblüffende Vielfalt, in denen sich der 3er im Laufe seiner zwölfjährigen Bauzeit zeigte: Sechs Karosserievarianten und zehn Motorisierungen waren in jener Ära konkurrenzlos im Premiumsegment. „Wer die Zukunft wirklich in den Griff bekommen will, muss progressive Mittel einsetzen“, postulierte das BMW-Marketing schon 1982 in Richtung Stuttgart, Ingolstadt und Mailand – und die Kunden wunderten sich zunächst. Dauerte es doch noch mehrere Jahre bis zu den mutigen 3ern in Form von M3, Cabrio, Touring und agilem Diesel. Dann aber avancierte der 3er endgültig zum Liebling von Linksfahrern und Lifestylebewussten – insgesamt 2,34 Millionen Einheiten liefen in München und Regensburg von den Bändern, ergänzt um schnelle Rechtslenker für Südafrika. Die meisten E30 sind längst abgerockt oder totgetunt, aber genau das hat den Hype der Klassikerszene um die überlebenden 3er und originalen M3 nur noch gesteigert.
Nach einem Jahrhundert zählen sie zu den aussterbenden Arten, die klassischen Renault-Flaggschiffe. Sowohl Talisman als auch Espace kommen ans Ende ihrer Karriere und Nachfolger sind nicht in Sicht. Andererseits definiert sich die französische Oberklasse seit jeher auf spezielle Art: Raffinierte Ausstattungsdetails und großzügige dimensionierte Passagierkabinen gelten in Paris traditionell als Insignien luxuriösen Lebensstils. Exactement damit beeindruckt sogar der gerade vorgestellte Renault Scenic Vision, der ab 2024 mit Batterie-Brennstoffzellenantrieb die Kompaktvans aufmischen soll.
Ein Auto mit klassischem Stufenheck gilt schon lange als Auslaufmodell. Zumindest in der Kompaktklasse, in der Bestseller wie der VW Golf unterwegs sind. Die nach oben schwingende Heckklappe hat sich gegenüber dem separaten Kofferraum mit kleinerem Zugang durchgesetzt. Modelle wie den VW Jetta gibt es Deutschland längst nicht mehr und auch die Limousine des Audi A 3 führt im Heimatland eher ein Schattendasein. Trotzdem will Citroën jetzt die Renaissance dieser nur noch in höheren Klassen beliebten Bauform einläuten, also als „Gegen-den-Trend-Schwimmer“ ein Modell lancieren. Und greift dafür in die Trickkiste.
Dieses Jahr wirbelte gewohnte Weltbilder durcheinander, denn Kleine schrieben große Geschichte. Helmut Kohl wurde 1982 neuer Bundeskanzler, weil die FDP das wollte. Der kleine „E.T“, Außerirdischer aus Steven Spielbergs Traumfabrik, machte ein Sci-Fi-Märchen zum bis dahin größten Kinoerfolg und ein kompakter Mercedes vermaß das Firmament der Sterne neu. Mercedes-Benz 190 (Baureihe W 201) nannte sich dieser Provokateur, der schon als Erlkönig für Unruhe unter der konservativen Mercedes-Kundschaft gesorgt hatte. „Ushido“ stand zur Tarnung als Typenschriftzug an den Vorserienfahrzeugen, deren Schrumpfformat an einen Extraterrestrischen erinnerte. Gut 30 Zentimeter kürzer und zehn Zentimeter schmaler als der bisherige Basis-Benz vom Typ 200 (W 123), irritierte die Limousine sogar Fachmedien, die prompt vom „Baby-Benz“ sprachen. Keine Prestigekarosse, vermeintlich kein Taxiformat, stattdessen aerodynamisch-schlichtes Design und unerhört sportive Ambitionen: War der 190 wirklich noch ein echter Mercedes?